Falsches Attest von Reichsbürger-Ärztin? Polizeikommissar steht vor Gericht

Derzeit muss sich die Reichsbürgerin Bianca W. (67) vor dem Dresdner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Ärztin vor, 549 falsche Atteste während der Corona-Pandemie ausgestellt zu haben. Das meistens sogar ohne Untersuchung.

Kunden soll es in ganz Deutschland gegeben haben.

Am Dienstag musste sich nun ausgerechnet Polizeihauptkommissar und LKA-Personenschützer Tino A. (54) vor dem Dresdner Amtsgericht verantworten, weil er sich mit einem solchen Attest auf der Arbeit von der Maskenpflicht befreien lassen wollte.

Das Attest hatte der Polizist schon länger, aber erst im Oktober 2020 legte er es vor. „Kollegen sind auf mich zugekommen, dass er im Einsatz keine Maske trägt“, so ein Vorgesetzter vor Gericht.

„Es ging in dem Gespräch um die Vorbildwirkung. Er hat gesagt, dass er das nicht macht, weil er ein Attest hat.“

Dieses gab er auch ab und sorgte damit für große Augen in der Personalabteilung: Die zuständige Sachbearbeiterin lebt selbst in Moritzburg und wusste, dass Bianca W. schon länger nicht mehr praktiziert.

Prozess in Dresden wegen falschem Attest wird fortgesetzt

Tino A. wiederum ist sich keiner Schuld bewusst: „Ich hatte längere Zeit keinen Hausarzt“, sagt er. „Ich hatte sie aufgesucht, weil sie in der Nähe meiner Dienststelle ihre Praxis hatte.“

Eigenen Angaben zufolge bekomme er bei Langem Maske-Tragen Herpes, deshalb habe er sich das Attest ausstellen lassen. Die 25 bis 30 Euro dafür habe er selbst bezahlt und anschließend nicht bei der Krankenkasse abgerechnet.

Als Zweifel beim Arbeitgeber an der Richtigkeit des Attestes aufkamen, musste er zum Polizeiarzt: „Die Antwort war: Es liegt keine Befreiung von der Maskenpflicht vor“, so der Vorgesetzte.

Nun muss noch der Arzt selbst vernommen werden, der Prozess wird fortgesetzt.


DNN Monika Löffler 23.01.2024

Falsche Maskenatteste aus Moritzburg: Stellte die Ärztin auch echte aus?

Ein LKA-Beamter reichte 2020 ein Maskenattest bei seinem Arbeitgeber ein – unterschrieben von einer Ärztin, die reihenweise falsche Atteste ausgestellt haben soll. Ist dieses eine Zertifikat nun echt?

Im November 2023 hat am Dresdner Landgericht der Prozess gegen eine Ärztin aus Moritzburg begonnen, die im großen Stil falsche Corona-Atteste ausgereicht haben soll. Zum Preis von 30 Euro soll sie mit ihrer Unterschrift und ihrem Stempel Patienten pauschal und zu Unrecht bescheinigt haben, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes negative gesundheitliche Auswirkungen für sie habe oder ein unbegrenztes Impfverbot bestehe.

Laut Anklage hat die Ärztin die Personen nicht gekannt, sie nicht untersucht und in den meisten Fällen nie persönlich gesehen. Einer ihrer „Patienten“ steht nun wegen des Gebrauchs unrichtiger Gesundheitszeugnisse vor dem Amtsgericht.

Hat der Polizist ein falsches Attest vorgelegt?
Auch der Angeklagte hatte sich laut Staatsanwaltschaft ein falsches Attest besorgt, wonach er aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen könne und es dann seinem Arbeitgeber vorgelegt. Er erhielt einen Strafbefehl und legte Einspruch ein. Pikant: der Mann ist Polizeibeamter, Personenschützer beim Landeskriminalamt.

Der 54-Jährige wies den Vorwurf entschieden zurück. Es sei kein Gefälligkeitsgutachten gewesen, er habe die Ärztin tatsächlich besucht. „Durch das ständige Tragen des Mund-Nasen-Schutzes habe ich Herpes auf der Oberlippe bekommen, deshalb habe ich einen Arzt in meiner Nähe gesucht.“ 

Praktizierte die Ärztin überhaupt?

Im Internet sei er auf die Ärztin gestoßen, habe mit ihr einen Termin vereinbart, sei in ihre Praxis gefahren, habe sein Problem geschildert und ein Attest bekommen. Nun liegt Moritzburg nicht unbedingt in seiner Nähe. Andere Ärzte hätten keine freien Termine gehabt, erklärte er.

Später sei er von seinem Chef angesprochen worden, dass die Ärztin gar nicht mehr praktiziere. Er habe sie und auch die Landesätzekammer konsultiert, beiden hätten bestätigt, dass die Ärztin noch arbeite. Das Verfahren gegen ihn wurde zunächst eingestellt. Dann wurden die Vorwürfe gegen die Ärztin immer gravierender und sein Fall wieder aufgerollt. „Jetzt sitz ich hier“. Der Prozess wird fortgesetzt.